moBiel setzt auf Wachstum: Klare Perspektive mit dem Deutschlandticket
Bilanz 2024
Fahrgastzahlen wieder bei 60 Millionen
Für den ÖPNV in Bielefeld zeigt sich ein ähnliches Bild wie im gesamten Bundesgebiet: Die Fahrgastzahlen entwickeln sich auch dank des Deutschlandtickets positiv, gleichzeitig bleibt die wirtschaftliche Lage herausfordernd. Dennoch verzeichnet das Verkehrsunternehmen moBiel eine insgesamt positive Entwicklung.
„Besonders erfreulich ist die Nachricht, dass das Deutschlandticket auch in den kommenden Jahren bestehen bleibt – und damit endlich die erforderliche Planungssicherheit für Verkehrsunternehmen, aber auch für die Fahrgäste geschaffen wurde. Die Finanzierung durch Bund und Land in ausreichender Höhe muss allerdings kurzfristig geregelt werden“, sagt moBiel-Geschäftsführer Martin Uekmann.
Während viele Städte mit Angebotskürzungen und strukturellen Problemen zu kämpfen haben, setzt moBiel weiterhin auf Wachstum. Gleichzeitig unterstützt die Stadt Bielefeld als Auftragsgeberin maßgeblich die Ausweitung des Angebots. „Entgegen vielen anderen Großstädten verbessern wir in Bielefeld unser Angebot und konnten im vergangenen Jahr Herausforderungen wie dem Personalmangel beim Fahrdienst erfolgreich begegnen“, sagt Uekmann.
Wichtiger Baustein für den Klimaschutz
Martin Uekmann macht deutlich, dass die Entwicklung eines leistungsfähigen ÖPNV ein gemeinsames Verständnis erfordert: „Ein emissionsfreier, verlässlicher und kontinuierlich wachsender Nahverkehr ist ein zentraler Hebel für den Klimaschutz in Bielefeld. Damit die Mobilität der Zukunft Realität wird, brauchen wir heute klare Entscheidungen – und ein gemeinsames Verständnis über alle Bereiche hinweg: Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft müssen an einem Strang ziehen. Nur so kann die Verkehrswende gelingen.“
Emissionsfreie Mobilität
Mit dem Ausbau des Innovationsparks Sektorenkopplung (IPS) – inklusive Wasserstofftankstelle, Photovoltaikanlage und moderner Ladeinfrastruktur – wurden wichtige Zukunftsprojekte umgesetzt und werden mit der neuen Bushalle erweitert.
„Die Infrastrukturentwicklung hat spürbar Fahrt aufgenommen – insbesondere im Bereich der emissionsfreien Busse. Durch die frühzeitig und langfristig ausgelegte Entwicklung des Innovationsparks der Stadtwerke-Gruppe konnte moBiel Fördermittel für neue Brennstoffzellenbusse in Höhe von 8,7 Millionen Euro gezielt nutzen“, sagt Arne Petersen, der seit dem 1. März 2024 neben Martin Uekmann moBiel-Geschäftsführer ist. Petersen verantwortet die Bereiche Betrieb, Fahrzeuge und Infrastruktur.
Jahresergebnis liegt über Planungen
Das Geschäftsjahr 2024 schließt moBiel mit einem Verlust in Höhe von 44 Millionen Euro exklusive der Betriebskostenzuschüsse und vor Ergebnisabführungsvertrag (2023: 36 Millionen Euro) ab. Damit fällt das Minus 3,7 Millionen Euro geringer aus als geplant. Die Umsatzerlöse sind auf 54,4 Millionen Euro gegenüber 61,4 Millionen Euro im Vorjahr gesunken. 48,3 Millionen Euro resultieren dabei aus Fahrgeldeinnahmen (2023: 54,4 Millionen Euro). Diese Entwicklung hängt unter anderem mit der Vermarktung der stark rabattierten Tarifangebote des Deutschlandtickets zusammen. Die geringeren Fahrgeldeinnahmen werden durch die Zuschüsse von Bund und Land zum Deutschlandticket kompensiert.
Investiert hat moBiel im vergangenen Jahr 44,6 Millionen Euro (2023: 25,8 Millionen Euro). Der Fokus lag hier wie im Vorjahr auf dem Fahrzeugpark, der Stadtbahninfrastruktur sowie dem Innovationspark Sektorenkopplung. In die Wasserstoff-Tankstelle, die dortige Infrastruktur sowie die Anschaffung neuer Wasserstoffbusse flossen 11,8 Mio. Euro, weitere 24 Millionen Euro in die Erneuerung der Infrastruktur der Stadtbahn-Linie 1.
Für das Jahr 2024 beträgt der Betriebskostenzuschuss der Stadt gemäß Finanzierungsvereinbarung 26 Millionen Euro. Verluste bis zu einer Höhe von 18 Millionen Euro werden von den Stadtwerken finanziert. Martin Uekmann: „Seit Jahren zeichnet sich ab, dass die Stadtwerke wegen der erheblichen Investitionen in die notwendige Energiewende und die damit verbundene Transformation die Verkehrsdefizite nicht mehr allein ausgleichen können. Deshalb ist die Finanzierungsvereinbarung so wichtig und zukunftsweisend.“
Modernisierung der Infrastruktur
Die bedeutendste Infrastrukturmaßnahme der moBiel war zuletzt der Umbau der Hauptstraße: Nach gut zweijähriger Bauzeit fährt die StadtBahn seit Mitte Juni wieder ins Herz von Brackwede. Mit dem Bau der Hochbahnsteige hat moBiel einen wichtigen Beitrag zur Barrierefreiheit geleistet und macht mit dem Hochbahnsteig Windelsbleicher Straße gleich weiter.
Außerdem wurden die Gleise erneuert, die zuletzt regelmäßig repariert werden mussten. „Die Runderneuerung ist wichtig für die Verfügbarkeit. Moderne Infrastruktur sorgt dafür, dass Busse und Bahnen störungsfreier und pünktlicher fahren können“, sagt Arne Petersen, Geschäftsführer von moBiel.
Eine Steigerung des Fahrgäste-Komforts erfolgt auch durch den Austausch von Rolltreppen an den Haltestellen Hauptbahnhof, Jahnplatz und Wittekindstraße. Einige der alten Anlagen waren über 30 Jahre im Einsatz. Der Abschluss ist für Ende August 2025 geplant. Gemeinsam mit der Bielefelder Beteiligungs- und Vermögensverwaltungs-gesellschaft mbH (BBVG) hat moBiel dann insgesamt 19 Rolltreppen erneuert. Um Kosten zu sparen, haben sich mehrere Verkehrsunternehmen in NRW, bei der Ausschreibung zusammengetan. Die neuen Fahrtreppen sind deutlich energieeffizienter.
Finanzierung des Deutschlandtickets
Das Deutschlandticket hat für Verkehrsunternehmen sowohl Chancen als auch finanzielle Herausforderungen mit sich gebracht. „Wir begrüßen, dass der Koalitionsvertrag ein klares Bekenntnis zum Deutschlandticket enthält und damit ein wichtiger Meilenstein für die Zukunft des ÖPNV setzt“, sagt Marcel Vartmann, Leiter Markt und Fahrgast bei moBiel. Vartmann weiter: „Das Deutschlandticket ist der Schlüssel, um langfristig mehr Menschen für den Umstieg auf Bus und Bahn zu gewinnen. Jetzt muss das positive Signal nur noch in die Tat umgesetzt werden. Wir hoffen auf eine zügige Klärung der weiteren Finanzierung durch Bund und Länder.“
Personal: Über 90 neue Fahrdienstmitarbeitende
Im vergangenen Jahr kam es in Bielefeld nur bei wenigen Linien für einen kurzen Zeitraum zu Angebotseinschränkungen aufgrund von Personalmangel – deutlich weniger als in vielen anderen Städten.
Dennoch bleibt der Personalkräftemangel eine große Herausforderung für die gesamte Branche, insbesondere im Fahrdienst. Umso wichtiger sind langfristige Strategien zur Personalgewinnung und -bindung, die moBiel weiterhin mit Nachdruck verfolgt.
Im Jahr 2024 hat moBiel über 90 neue Mitarbeitende im Fahrdienst gewonnen. „Ein Erfolg angesichts des branchenweiten Fachkräftemangels. Dank dieses Zuwachses konnten wir auch in angespannten Zeiten einen stabilen Betrieb gewährleisten“, sagt David Heidenreich, Geschäftsbereichsleiter Betrieb, der auch die Ausbildung verstärkt in den Blick genommen hat: Dieser Bereich ist weiter ausgebaut worden, um perspektivisch mehr Bus- und Stadtbahnfahrerinnen sowie -fahrer selbst auszubilden. Zudem werden Verkehrsplanerinnen, Bauingenieure und Fachkräfte für Technik und Infrastruktur aktiv gesucht.
Ausblick auf 2025
25 neue Brennstoffzellenbusse gehen in diesem Jahr in Betrieb und verstärken den Fuhrpark von moBiel. Hier wird deutlich, dass der ÖPNV grundsätzlich abhängig von Förderungen von Bund und Land ist. „Wir begrüßen, dass auch die Förderung von klimaneutralen Bussen Inhalt des Koalitionsvertrages ist. Bei entsprechender Finanzierung besteht damit für die Verkehrsunternehmen auch weiterhin die Möglichkeit, saubere Busse zu beschaffen und so einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, sagt Arne Petersen.
Besonders klimaschonend sind Fahrgäste weiterhin mit den Stadtbahnen unterwegs. Und dabei bleibt die Mobilitätslinie das zurzeit wichtigste Projekt. Arne Petersen: „An der Projektierung der Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 nach Sennestadt wird gemeinsam mit der Stadt Bielefeld intensiv gearbeitet.“
Die Linie 1 soll um knapp neun Kilometer verlängert werden, um die Senne und den Sennestädter Norden mit der Bielefelder Innenstadt ohne Umstieg zu verbinden. Aktuell wird unter anderem an der Planung der Straßenquerschnitte gearbeitet. Außerdem wird geprüft, unter welchen Bedingungen die Brackweder Straße und die Paderborner Straße – zumindest in den Ortslagen von Senne und Sennestadt – zur Stadtstraße mit Tempo 50 werden können, um die Eingriffe in privaten Grund zu minimieren. Ab Ende 2026 sollen dann die Planfeststellungsunterlagen bei der Bezirksregierung eingereicht werden, damit das Genehmigungsverfahren starten kann.
Ziel des Ausbaus ist es, dass mehr Menschen durch einen attraktiven ÖPNV vom privaten Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Dafür setzt moBiel auf moderne, digitale Angebote, vereinfachte Tarifstrukturen und ein noch attraktiveres, pünktlicheres Leistungsangebot. Durch all diese Maßnahmen rechnet moBiel im Jahr 2025 mit einem weiteren Anstieg der Fahrgastzahlen auf über 60 Millionen.
Über 200.000 Menschen fahren schon jetzt jeden Tag mit moBiel. Auch bei der Fahrt zum Einkaufen in die Innenstadt sind Busse und Bahnen eine gute Alternative zum Auto: „Wir tragen unseren Teil dazu bei, dass die Bielefelder Innenstadt gut und sicher erreichbar ist – auch abends und am Wochenende. Auf den begrenzten Verkehrsflächen leistet der ÖPNV einen besonders effizienten Beitrag und bringt täglich tausende Menschen zuverlässig ins Zentrum“, sagt Uekmann.
In den kommenden Jahren werden in Bielefeld weitere Investitionen in die städtische Infrastruktur notwendig sein. Das bedeutet auch: noch mehr Baustellen und mehr Veränderungen im Straßenraum. Uekmann: „Der ÖPNV ist dabei nicht Teil des Problems, sondern ein wesentlicher Teil der Lösung.“